Uwe Jens Gellner
Kunstmuseum "Unser Lieben Frauen", Magdeburg
Umschichtung
Die vertikale Wuchsrichtung der Bohlen kippte infolge der Aufschichtung in die Waagerechte.
Der Titel der Skulptur "Umschichtung" bezeichnet diesen Vorgang. In dessen Ergebnis bleiben
die Baumscheiben der einzelnen Stammsegmente erkennbar, weil die Bohlen in der originalen
Reihenfolge verblieben sind, allerdings schieben die dazwischen befindlichen Querlagen ihre Kreisform auf die doppelte Höhe auseinander. Gerade in der Rhythmik dieser übereinander
gesetzten Baumscheiben, oder richtiger der Querschnittflächen der Baumsegmente, die sich
aus den sichtdurchlässigen Zwischenräumen hervorheben, gewinnt die fertige Skulptur
charakteristische Vertebralstruktur. Die plangerechte Zerstückelung und Neuaufschichtung schiebt neue, senkrechte Lebenslinien empor.
Der Bauplan ist zugleich das Thema, ein funktionales Rasterbild, das am Vorgang seiner Entstehung
festhält. Die aus Idee und Natur, aus minimalistischer Konstruktion und Naturästhetik aufgebaute
Skulptur, verknüpft sich in der Polarität ihrer Genese mit dem aktuellen Leben. Als Schnittpunkt
zwischen Mensch und Natur markiert sie einen Haltepunkt in unserem Lebensraum und eine senkrechte
Fluchtlinie ohne Ende, die genau diesen Ort in alle Distanz hinein verschiebt.
aus dem Katalogtext "Der Elbauen Park"
Kunst auf der Bundesgartenschau, 1999