WOLFGANG TEMME

Uwe Jens Gellner

Kunstmuseum "Unser Lieben Frauen", Magdeburg


Umschichtung

Die vertikale Wuchsrichtung der Bohlen kippte infolge der Aufschichtung in die Waagerechte. Der Titel der Skulptur "Umschichtung" bezeichnet diesen Vorgang. In dessen Ergebnis bleiben die Baumscheiben der einzelnen Stammsegmente erkennbar, weil die Bohlen in der originalen Reihenfolge verblieben sind, allerdings schieben die dazwischen befindlichen Querlagen ihre Kreisform auf die doppelte Höhe auseinander. Gerade in der Rhythmik dieser übereinander gesetzten Baumscheiben, oder richtiger der Querschnittflächen der Baumsegmente, die sich aus den sichtdurchlässigen Zwischenräumen hervorheben, gewinnt die fertige Skulptur charakteristische Vertebralstruktur. Die plangerechte Zerstückelung und Neuaufschichtung schiebt neue, senkrechte Lebenslinien empor.
Der Bauplan ist zugleich das Thema, ein funktionales Rasterbild, das am Vorgang seiner Entstehung festhält. Die aus Idee und Natur, aus minimalistischer Konstruktion und Naturästhetik aufgebaute Skulptur, verknüpft sich in der Polarität ihrer Genese mit dem aktuellen Leben. Als Schnittpunkt zwischen Mensch und Natur markiert sie einen Haltepunkt in unserem Lebensraum und eine senkrechte Fluchtlinie ohne Ende, die genau diesen Ort in alle Distanz hinein verschiebt.


aus dem Katalogtext "Der Elbauen Park"
Kunst auf der Bundesgartenschau, 1999